No jumping and no dancing on the board Stefi!

Ich hatte schon immer eine Affinität für Wasser und Boards.

Als Kind fuhr ich gerne auf meinem knallroten Skateboard, von dem ich regelmäßig runterfiel, und mit aufgeschrammten Knien nach Hause kam. Im Winter ging es in die Berge zum Snowboarden und ich bretterte den Hang hinunter. Im Sommer durfte ich das Windsurfen auf Kreta und am Gardasee lernen und mit meinem Papa genoß ich es als Vorschoter auf seinem Katamaran zu fahren. Das waren alles schöne Erlebnisse, dennoch dachte ich immer: “Wellenreiten! Ich will Wellenreiten!”

Ich war nun vor fast einem Monat in Marokko und dort gab es eine Surfschule, da meldete ich mich gleich mal an! Voller Vorfreude zog ich am nächsten Tag meinen Wetsuit an. Ich stieg weil ich so aufgeregt war, erst mal mit meinen Beinen in die Ärmel hinein und schaute ein wenig verdutzt – ich war so voller Adrenalin und freute mich unglaublich, dass es gleich los geht! Falsch gedacht. Wir machten erstmal ein Warm-up und machten Trockenübungen. So lag mein Board im Sand und ich legte mich drauf und paddelte und übte das Aufstehen, – Null Problemo, dachte ich! Zwischen den Ebenen zu wechseln, mache ich ja ständig im Tanzen!

“Watertime!”, rief der Surflehrer. Juchhu, ich flitze mit meinem unglaublich schweren Board ins Wasser. Doch es stellte sich für mich die erste Herausforderung! Ich wollte weit aufs Meer hinaus und die Wellen spülten mich immer Richtung Strand.

Es ist ein bisschen wie im Leben dachte ich, ich möchte etwas und dann erleide ich Rückschläge – mache ich alles mit Druck und übermäßiger Kraft, dann bin ich ausgelaugt.

Also fand ich einen Weg mit mehr Genuss aufs Meer zu kommen – denn der Weg ist ja bekanntlich das Ziel! Endlich angekommen hieß es warten. Das ist eine Eigenschaft in der ich meine persönliche Meisterschaft noch nicht errungen habe. Aber ich wartete und wartete auf die richtige Welle. Ich wollte eine große, schöne, anmutige Welle haben, die zu mir passt. Qualität vor Quantität! Dann kam sie und ich zog mich auf mein Board und paddelte in die Welle hinein.

 

 

Ich versuchte aufzustehen und plumps lag ich im Wasser. Dieses Spiel macht ich einige Male.

 

 

Irgendwann rief der Surflehrer mich zu sich: “Stefi, du musst das so und so machen…”, er schaute mich mit durchdringendem Blick an und wollte, dass ich alles sofort richtig mache! Ich verstand was er sagte, aber in mir kam totaler Stress auf.

Wenn ich versuche alles richtig zu machen, dann klappt zumeist gar nichts mehr!

Ich kenne das vom Tanzen, der Körper braucht Zeit um zu lernen! Ich war doch hier in Ferien, wollte mal Spaß haben, ich wollte Scheitern dürfen, ich wollte Ausprobieren und daran Wachsen dürfen – ich wollte meinen Weg in meinem Tempo finden! Ich erklärte ihm, dass ich das sehr gut verstand, was er meinte, aber ich mir doch gerne ein wenig Zeit zum Wachsen und Lernen geben möchte – lächelte und flitzte wieder ins Wasser. Das selbe Spiel begann von vorn. Raus aufs Wasser, warten, aufs Board ziehen, paddeln und dann endlich stand ich! Wow, was für ein Gefühl! Es gab nur mich, die Welle und das Board. Ich war so im Moment, dass alles andere weg war – die Zeit stand still! Es ist ein Gefühl, das einen süchtig machen kann!

 

 

Dennoch hat die Sache mit dem aufstehen nicht immer geklappt, es war eine Art Zufallsspiel. Ich beobachtete also wie die Professionals das machten. Sie lagen auf dem Board und hatten eine fantastische Kopf-Steißverbindung, alle Muskeln zogen sich zur Mittellinie zusammen. Gestärkt aus dem Körperzentrum waren die Arme frei zum paddeln. Sie glitten leicht in die Wellen hinein, da sie den richtigen Zeitpunkt gespürt hatten. Dann ging alles ganz plötzlich. Sie zogen die Arme unter ihre Brust, verankerten ihre Schulterblätter, drückten sich in einem Homologen Muster nach oben und zogen die Knie zu ihrem Körperzentrum. Die Hände verankerten sich auf dem Board und sie machten einen Schritt nach vorne, eine viertel Drehung und der hintere Fuß wurde geerdet. Der Blick war die ganze Zeit fokussiert nach vorne Richtung Strand gerichtet – und los ging der Ritt. Ganz locker waren sie dabei in den Knien.

Mit meinem neuen Wissen, einem Sonnenbrand an den Händen und einem Muskelkater im Gepäck ging ich am nächsten und übernächsten und überübernächsten… Tag wieder zur Surfschule und übte und übte und übte! Meine Mama stand manchmal am Strand und freute sich wenn ich auf meinem Board stand und juchzte. Ich habe mich ein wenig in meine Kindheit zurückversetzt gefühlt – es war ein schönes Gefühl. Nun muss ich tatsächlich gestehen:

Ich habe mich verliebt – ins Surfen!

Aktuell sehe ich schon die nächste riesengroße und anmutige Welle die mir das Leben geschenkt hat – ich fahre im Mai 2018 nach New York zur LABAN 2018 International Conference und präsentiere dort einen Workshop über »Jenny Gertz – Eine Pionierin des Kindertanzes« und unterrichte zum ersten Mal einen Workshop komplett auf Englisch.

Ich weiß, ich werde diese Welle meistern mit Anmut, Leichtigkeit und natürlich ein wenig Mut und Vertrauen im Gepäck.

 

 

Wenn Du mehr über Jenny Gertz, die Pionierin des Kindertanzes erfahren möchtest, dann hüpfe hier rüber zum Videokurs:

Zum Videokurs

Stefis Newsletter

Tanze Wild & Frech Post

Träume nicht Dein Leben - lebe Deinen Tanz! Hier dranzubleiben oder überhaupt erst anzufangen, wirklich DEINS zu machen - das ist nicht immer ein Spaziergang. Ich bin angetreten, Deine Hand zu nehmen! Die Tanze Wild & Frech Post ist ein großer Teil davon. Abonnier sie Dir und lass mich Dir helfen, mit Inspiration und Tipps den Takt zu halten.