Es ist an einem warmen Sonntag nachmittag in Berlin… ich stehe mit gepackten Koffern am Flughafen und warte darauf dass ich in meinen Flieger nach New York hüpfen kann um zur LABAN 2018 International Conference in celebration of the Laban/Bartenieff Institute’s 40th Anniversary zu düsen. Doch mein Flieger hat Verspätung. Ein Blick auf die Uhr zeigt, dass der Umstieg in Kopenhagen knapp wird. Doch ich bin ganz positiv gestimmt, denn es ist dieselbe Fluglinie, vielleicht klappt es ja doch noch.

 

Im Flugzeug wird mir versichert, dass falls es mit dem Umstieg klappt, das Gepäck  sowieso nicht mitkommt, sondern erst am nächsten Tag – ich kenne dieses Prozedere schon von früher und bin vorbereitet mit Zahnbürste, Zahncreme und frischer Unterwäsche um für alle Fälle gerüstet zu sein. Ich habe mir überlegt ob ich das wohl so im Sinne des »karmischen Gesetz« selbst angezogen habe, weil ich ja vorbereitet war, aber dies ist eine andere Geschichte!

 

Ich verlasse das Flugzeug in Kopenhagen also 75 Minuten später als erwartet und es hallt aus den Lautsprechern: “Miss Schmid the gate is closed!” Okay, sowas wollte ich ja schon immer mal hören! Ich atme tief durch und esse auf den Schreck erstmal ein Stück Schokolade, Kakao macht ja angeblich Glücksgefühle!

 

Also der Plan heute Abend in New York anzukommen scheitert, das war die letzte Maschine für heute! Ich schlendere so durch den Kopenhagener Flughafen und entdecke, dieses wunderbare Plakat, das mir gleich ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

 

Stefi Schmid- Tanzpädagogik für Kinder & Kindertanz & Bewegungsanalyse

 

Ich gehe also ins Hotel, trinke ein Glas Weißwein am Ufer in Kopenhagen und genieße den Midsommersonnenuntergang.

 

 

Die Nacht war kurz, denn der Direktflug von Kopenhagen nach New York war ausgebucht.
So heißt es um 6 Uhr morgens am Flughafen zu stehen um zuerst nach Oslo und von dort aus nach New York zu fliegen.

 

 

Aber wie Goethe einmal so schön gesagt hat:

“Man reist ja nicht, um anzukommen, sondern um zu reisen.”

All in all war ich sehr lange unterwegs – aber hey I made it! Endlich in New York angekommen fiel ich einfach nur ins Bett und schlief mich erstmal richtig aus! Die Morgensonne hat mich aus dem Bett gelockt und ich trabe zur U-Bahn um nach Midmanhatten zu fahren, doch diese U-Bahn hält einfach irgendwo und da ist dann Endstation. Egal, es ist 6h morgens und ich steige die Stufen irgendwo hoch und erblicke Wolkenkratzer so hoch, dass sie fast den Himmel knutschen. Für mich gibt es aber nun bitte erstmal Espresso und ein Plätzchen im Park.

 

Mit einem Stadtplan bewaffnet erkunde ich die Stadt, also so ganz offline, eine New Yorkerin sieht das und fragt ob sie mir helfen kann. Sicher sage ich und sie schickt mich in die andere Richtung. Ich trabe fleißig weiter und stehe dann auf einmal vor der Fähre nach Ellis Island – also das war mal genau die falsche Richtung – aber so im Flow dachte ich versuche ich doch mal mein Glück ein Ticket zu bekommen, denn Online war das für heute ausgebucht und ich bekam mein Ticket, musste nicht in der Schlange mit den anderen Touristen anstehen und wurde ganz VIP-mäßig vorbei gewunken und stand als erste auf der Fähre zur Freiheitsstatue. Also das mit dem Karma scheint ja ganz gut zu klappen für heute! Die Freiheitsstatue ist imposant und der Blick rüber nach Manhattan ist traumhaft. Ja und so ein Paar Schnappschüsse machen einfach Spaß!

 

 

Doch dann geht es mit der Fähre weiter nach Ellis Island. Hier sind damals die Einwanderer zuerst abgestiegen, es gab hier ein Krankenhaus und eine Art Auffangstation in der jeder untersucht wurde. Das Museum ist liebevoll gestaltet, aber um die Tiefe der persönlichen Geschichten zu erfassen, müsste ich wiederkommen! Abends ist Kultur angesagt, ich gehe in die Metropolitan Opera und schaue mir »La Bayaderé« vom ABT an. Die Metropolitan Opera ist prunkvoll. Ich sitze in einer kleinen Loge und bestaune wie die Kronleuchter hoch und runtergefahren werden.

 

 

Der Tag war erlebnisreich… ich bin 19,4 km gelaufen nun braucht meine Körper und vor allen Dingen meine Augen, weil hier funkelt oder blinkt alles, eine Pause.

Der nächste morgen ruft. Heute steht der Central Park auf dem Programm und das Metropolitan Museum, in der die aktuelle Ausstellung »Heavily Bodies« zu sehen ist.

 

 

Doch was wäre ein Besuch in New York ohne Broadway?

 

Ich freue mich schon seit langer Zeit wie ein Kind, denn ich habe mir ein Ticket zu Frozen gekauft, welches erst im März diesen Jahres Premiere hatte. Wahrlich ist es die beste Show die ich je gesehen habe! Eisschollen sind aus der Erde herausgebrochen, Eiskristalle haben sich gebildet, Olaf der kleine Schneemann hat gesteppt und ich saß einfach nur Maulaffenfeil da und habe gestaunt!

 

Mit schönen Bildern im Kopf, dem neuen Song »Hygge« im Ohr schlief ich ein, denn morgen startet ja die LABAN 2018 International Conference in celebration of the Laban/Bartenieff Institute’s 40th Anniversary weshalb ich hergekommen bin!

 

Stefi Schmid - Laban Institute New York - Jenny Gertz

 

Das Hunter College ist in Manhattan und typisch für mich bin ich überpünktlich da um mich zu registrieren. Nachdem ich mein Namensschild habe, begrüßt mich jemand mit einem strahlenden Lächeln und sagt »Stefi, nice that you are here.« – ich blickte erstaunt in diese Richtung und vor mir steht Peggy Hackney. Peggy Hackney arbeitet seit den 1960er Jahren mit dem Laban Material und war eine direkte Schülerin von Irmgard Bartenieff und trägt ihre Arbeit mit Leichtigkeit und Tiefe in die Welt hinaus. Ihr Buch “Making Connections”*wurde von mir schon oft in die Hand genommen und ist mir seit Jahren in meiner Arbeit ein liebevoller Begleiter. So werde ich in den Arm genommen und denke mir: Welch ein Auftakt!

 

Ich lerne zahlreiche Menschen kennen, aber auch bekannte Gesichter tummeln sich unter all den Menschen. Die Laban Konferenz wird von Regina Miranda der Direktorin offiziell eröffnet und es werden zahlreiche Performances gezeigt u.a. zeigt auch Martha Eddy ein kleines Stück.

 

Gezeigt wir ein kleiner Film indem Irmgard Bartenieff unterrichtet, dieser war ganz wunderbar anzusehen und es ist sichtbar was für eine Palette des Audrucks Irmgard Bartenieff hatte. Ebenso wir der Film “PS Dance“  gezeigt – er handelt von einem Projekt das an zahlreichen Schulen von 2004-2014 in New York durchgeführt wurde.

 

Freitag morgens genieße ich einen Workshop von Vicki Angel mit dem Titel “Practices in Arts and Education” – ich genieße es zu Tanzen und Einblicke in die Methode des Lincoln Center Education Programms zu bekommen. Es ist ein toller Workshop indem wir kleine Gruppenperformances mit Soloeinlagen gestalten.

 

Aber nun gönne ich mir eine kleine Pause um mich mental auf meinen Workshop über Jenny Gertz einzustimmen.

 

Bepackt wie ein Esel schleppe ich zahlreiche Fotos in das Residence Inn am Times Square und pflanze mich auf den Boden um alles auszupacken. Eigentlich standen auf meiner Workshopliste nur 5 Teilnehmer, ein bisschen wenig dachte ich, aber so als NoName immer einige die sich für das Thema interessieren! Ich richte den Raum so stimmungsvoll wie möglich ein, es ist ein Hotelkonferenzraum, und es betreten einige Teilnehmer den Raum. Doch auf einmal ist die Bude gerammelt voll – unglaublich viele Teilnehmer blicken mich erwartungsvoll an!

Ich erzähle eine kleines Intro wie ich dazu gekommen bin das Thema »Jenny Gertz: A Pioneer of Children’s Dance« zu recherchieren und reiße natürlich noch den klassischen deutschen Witz in einer eins zu eins Übersetzung

“My english is not the yellow from the egg”.

Alle Lachen und das Eis ist gebrochen. Glückliche Gesichter strahlen mich an probieren “Jennys Zweitanz” und sind beeindruckt von ihrer bahnbrechenden Arbeit vor nun fast 100 Jahren. Wir explorieren gemeinsam viele Spiele und auf einmal blicke ich auf ein Schild… Carol-Lynne Moore steht auf dem Schild und mir rutschte für ein einen kurzen Moment mein Herz in meine Hosentasche. Carol-Lynne Moore steht bei mir eben auch im Bücherregal und ihr Buch “Meaning in Motion:  Introducing Laban Movement Analysis” ist so wundervoll klar geschrieben, das es mich immer wieder reizt hineinzusehen. Okay – there you go now girl, denke ich. Glücklich meinen Workshop janz uff englisch geschafft zu haben, strahle ich am Ende und erhalte einen Applaus. Juchhu!
Carol-Lynne Moore fragt mich ob wir zusammen zum Lunch gehen, dass finde ich mal ganz großes Kino!

 

Nach der Mittagspause geben Anne Hutchinson Guest, Tina Curran, Teresa Heiland und Beth Megill​ den Workshop “Literacy and Artistry in Action: Community Games with Language of Dance®“.
Auf Anne Hutchinson Guest und Tina Curran habe ich mich sehr gefreut sie persönlich kennenzulernen, denn wir hatten schon ein wenig E-Mail und auf offline Post Verkehr und uns über mein Let’s make a dance – Unterrichtsmaterial« ausgetauscht.
So beginnt Anne Hutchinson Guest den Workshop und tanzt mit ihren 99 Jahren leichtfüßig in die Mitte des Raumes und erzählt einiges aus ihrem Leben. Wie sie nach Dartington Hall kam und dort bei Laban studiert hat, wie sie die Labannotation nach Amerika brachte und publizierte und aber auch, dass sie am Broadway getanzt hat. Die meisten versammelten sich um sie, während sie auf einem Stuhl saß, am Boden und lauschten. Ich fühle mich wie ein kleines Kind, das ein Stück Geschichte erleben darf.

 

Es wurde aber nicht nur gesessen und gelauscht, nein wir brachten die Labansymbole, die Du hinten im Bild sehen kannst in Bewegung. Heraus kamen lustige Kompositionen die zum Schluss in Gruppen aneinander gefügt worden sind, ein sogenanntes Motiv ergaben. Antja Kennedy war in meiner Gruppe und wenn etwas nicht klar in den Symbolen war, konnte sie es kurz und knackig erklären.

 

Abends nach der Konferenz fand im Washington Square Park das ECOPOETIC-Event statt, wo zahlreiche Choreographen, Tänzer und Performer im Park Installationen hatten und ähnlich einer Schnitzeljagd wir die Installationen suchen konnten. Das hat viel Freude bereitet im Trubel des täglichen Parklebens Kunst zu erleben. Sandra Adiarte und ich hatten eine helle Freude alles zu entdecken.

 

Sandra Adiarte & Stefi Schmid - Bewegungsanalytikerinnen

 

Der Tag war ereignisreich und eine Mütze voll Schlaf war definitiv notwendig, denn der morgige Tag steht vor der Tür. Samstag morgens gibt Megan Reisel den Workshop ​»Adapting LMA to Any Movement Training« und sie macht Gyrokinesis. Ich freue mich unglaublich, denn ich habe selbst die Gyrokinesis Pre Foundation vor langer Zeit gemacht und finde dieses Bewegungssystem einfach nur klasse! Es verbindet Bewegungselemente aus dem Yoga, Schwimmen und Tanz und schafft einen natürlichen Bewegungsflow. Megan Reisel integriert die Arbeit Labans in dieses Bewegungskonzept indem sie ganz klar die Räumlichen Aspekte Labans integriert, welche wiederum einen großen Effekt auf die Anatomie haben, sodass fasziale und muskuläre Verbindungen gut und gesund zusammenarbeiten – ich hatte noch nie eine so gute Gyrokinesisstunde!

 

In der Mittagspause ist der Empire State Room richtig voll, denn es steht etwas besonderes an. Bonnie Bainbridge Cohen, Martha Davis, Ellen Goldman, Peggy Hackney und Forrestine Pauley erzählen über ihre Erinnerungen mit Irmgard Bartenieff. Peggy Hackney erzählt über die vielen Urlaube die sie gemeinsam mit Irmgard Bartenieff machte und wie sie z.B. die Handgesten der Hawaiianer erforschten und auch das Irmgard immer wieder sagte: “Well, you see there are so many possibilities!”

 

Carol-Lynne Moore hielt anschließend einen Vortrag “Beyond Movement Analysis: Laban’s Theory of Movement Harmony” indem sie Elemente der Bewegungsharmonie mit der westlichen Musikharmonie verglich – dies war besonders spannend, denn sie regte auch dazu an, wie es möglich ist die Achsenskala und die Äquatorskala im Alltag zu wiederzufinden, z.B. welche Elemente wiederzufinden sind, sobald man einen Morgenmantel anzieht und hierin wiederum eine Harmonie zu finden ist.

 

Doch wie immer ist es auch Zeit Abschied zu nehmen, hierfür war abends ein Galadinner. Ich saß gemeinsam mit Antja KennedyAnne Hutchinson Guest, Tina Curran und Sandra Adiarte  an einem Tisch und wir kämpften uns mit Plastikbesteck bewaffnet durch das Essen. Ich sah schon wieder irgendwas durch die Luft fliegen, ja ich habe eine wilde Phantasie! Anne Hutchinson Guest und ich haben gemeinsam etwas ausgeheckt und Du wirst vorraussichtlich 2019 davon profitieren.

Mit schönen Erinnerungen im Gepäck bin ich nach Deutschland zurückgekehrt und kuriere nun erstmal meinen Jetlag aus.

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