Wie kannst Du Dich und Deinen Tanzunterricht weiter entwickeln
wenn Du Deine tanzpädagogischen Wurzeln nicht kennst?

In diesem Blogbeitrag möchte ich Dich mit auf eine Reise nehmen zu der Frage:

“Wie kannst Du Dich und Deinen Tanzunterricht weiter entwickeln, wenn Du Deine tanzpädagogischen Wurzeln nicht kennst?”

Du wirst ein paar geschichtliche Hintergründe erfahren und vielleicht feststellen, dass Du in dieser besonders schwierigen Zeit die wir gerade erleben NICHT allein bist, sondern es vor uns schon viele TanzpädagogInnen und TänzerInnen gab, die inmitten des zweiten Weltkrieges unter besonders schweren Umständen gearbeitet haben oder Berufsverbot hatten. Und last but not least lade ich Dich ein zu erfahren, was für Schätze uns die TanzpädagogInnen hinterlassen haben, wie sie unsere Kreativität bereichern können, uns eine Menge Handwerkszeuge liefern und gerade dadurch, eine riesige Portion Leichtigkeit schenken. Denn die Inhalte sind so zeitlos und die tanzpädagogischen Prinzipien auf alles anwendbar. Das bedeutet auch für einen Zoom Unterricht. Das klingt ziemlich gut oder?

 

 

Doch warum liegt mir dieses Thema so am Herzen?

Ich möchte Dir kurz eine Geschichte erzählen: Es ist kurz vor Weihnachten. Mein 25jähriges Ich ist bepackt mit einem großen Koffer in den Zug gestiegen; in meinem Koffer sind Geschenke für meinen Papa und meine Bonus Mama. Sie stehen beide fröstelnd am Bahnsteig und freuen sich, dass ich aus dem Zug steige, mein Papa greift den Koffer und schleift ihn wie immer etwas wild über den Boden, der Koffer leidet. Mein Papa und seine Freundin wohnen in einer kleinen Stadt, dort gibt es keinen Bahnhof und der Bus fährt nur dreimal am Tag, er wohnt in dem Haus das mein Opa und meine Oma Stein für Stein nach dem Krieg aufgebaut haben. Es ist eine Stadt die leise und weniger verrückt als Berlin ist. Manchmal, wenn ich aus der großen Stadt zu Besuch komme dürfen wir uns wieder ein wenig aneinander gewöhnen, weil die Welten in denen wir leben so unterschiedlich sind, vor allem unter dem Gesichtspunkt was so alles normal ist, weil hier in Berlin passieren manchmal so Dinge, die wie mein Papa immer sagte: “Auf keiner Kuhhaut wachsen.”

An irgendeinem Tag sagte ich so etwas wie: “In Berlin macht man das so, da ist das relativ normal.” Mein Papa blickte mich mit seinen großen Augen an und sagte ganz ruhig: “Töchterchen, vergiss nie wo Du her kommst.” Das hat gesessen und es ist seitdem ein Satz den ich stets im Hinterkopf habe bei so vielem was ich tue! Auch im Tanzunterricht!

Im selben Jahr stehe ich in Berlin vor einem Tanzsaal und betrachte 4jährige Kinder wie sie steif durch den Raum tanzen, diese Szene sah ich häufiger im Studio. Doch an einem Tag kam die Lehrerin nicht; ich lungerte vor dem Saal herum und es kam niemand, was sollte ich machen? Es war niemand im Büro und von der Lehrerin war auch keine Spur zu sehen! So ein Mist!

Ich sprang ins kalte Wasser und unterrichtete; es war ein Erlebnis diese fremde Kinderschar um mich zu haben; es war mein allererster Tanzunterricht den ich für Kinder je gab. Ich kopierte was ich so immer gesehen habe, als ich vor den Studios rumlungerte und es war ein Kostüm was mir schlecht passte.

Bedingt durch meine Ausbildung als Heilerziehungspflegerin, die ich in einer antroprosohischen Lebens- und Arbeitsgemeinschaft gemacht habe, war ich es gewohnt an den Ursprung der Quelle zu gehen um zu schauen wie ich die Inhalte auf das jetzige Jahrhundert übertragen kann und vor allem auch zu mir passend gestalten kann; denn wir sind ja alle einzigartig und tragen unterschiedliche Werte und Träume in uns.

Und ich fragte mich immer wieder:

“Wie kann ich mich weiterentwickeln wenn ich die ursprüngliche Methode nicht kenne???”

Und so fragte ich den Internetgiganten der mit G beginnt nach:

  • “Ursprünge des Kindertanz”
  • “Geschichte des Kindertanz”

ich fand nichts, doch es ließ mich nicht mehr los und irgendwann wurde ich auch ein wenig smarter und schaute jenseits von Google und Büchern und reiste in Tanzarchive. Und was ich dort fand, teile ich heute mit Dir:

Wir schreiben das Jahr 1920 Rudolf von Laban, Tänzer, Tanztheoretiker, Choreograph tanzte durch Deutschland und hatte einige Schulen in Deutschland. Es war eine Zeit die sich dadurch auszeichnete, dass die Menschen sich ausprobierten. So auch Rudolf von Laban und seine “Schüler” – doch seine Schulen waren nur für Erwachsene gemacht.

Einen Tanzunterricht für Kinder wie wir ihn heute kennen gab es damals nicht;

 es gab natürlich schon Tanzangebote für Kinder, doch dies waren eher Angebote in denen vorgefertigte Volkstänze angeboten wurden und wenig zum künstlerischen Tanz führten oder die Schöpferkraft der Kinder anregten.

Rudolf von Laban beobachtete selbst immer wieder Kinder und hatte solch eine Freude dabei, doch er widmete sich der Kunst und dem Unterrichten von Erwachsenen. Doch irgendwann tauchte in seiner Schule ein Frau auf, sie war, aber nicht mehr ganz sooo jung als sie anfing Tanz bei ihm zu studieren und sich ihren Kindheitstraum zu erfüllen; sie war 32 als sie zu ihm in die Labanschule nach Hamburg kam.

Sie hieß Jenny Gertz. Sie war Lehrerin und eine wahrhafte Reformpädagogin. Sie überstand den ersten Weltkrieg, erlebte die Revolution der Suffragetten mit, sie wollte die Welt zu einer besseren verändern und sie eckte immer wieder an und dann war sie bei dem Freigeist Laban in der Schule.

Während ihrer Ausbildung an der Laban Schule begann sie, ein künstlerisch-pädagogisches Unterrichtskonzept für Kinder zu entwickeln, das die Kreativität, Einzigartigkeit und Persönlichkeit jedes Kindes fördert und schließlich bestand sie die Prüfung an der Laban Schule mit Bravur. Stellvertretend mit Albrecht Knust leitete sie die Laban Schule in Hamburg, doch nach zwei Jahren zog es sie nach Halle, sie wollte mit »Proleten« arbeiten denen gute Lehrkräfte stets versagt waren. Kurz vor dem zweiten Weltkrieg eröffnete sie ein Haus in Halle, das“Haus der Tänzer” in dem sich Groß und Klein begegneten und tanzten. Mit ihren Kinderbewegungschören trat sie im Bayreuther Festspielhaus auf und deutschlandweit wurde zu ihr aufgeschaut, wie sie künstlerisch-pädagogisch in Halle mit den Kindern arbeitete: Alle waren verdutzt wie sie mit Kindern solche “Leistungen” erzielte.

Doch dann kam Hitler an die Macht und Jenny saß erstmal im Kittchen fest, sie war weniger regelkonform und eckte immer wieder an und ging ins Exil. Sie nahm sich selbst, eine Menge Erinnerungen, ihre Kreativität und einen Koffer mit und floh über mehrere Stationen nach England.

Sie hatte wirklich ein Leben das wenig mit Konfetti geschmückt war, sie hatte eine große Vision für eine bessere Welt, sie war eine Pionierin Ihrer Zeit Kinder als selbstständig denkende Menschen zu entfalten und Ihr Tanzunterricht war methodisch, wie didaktisch von solch einer Qualität das wir uns heutzutage eine kleine Portion davon abschneiden könnten.

Ihre Prinzipien waren so einfach, doch von solch einer Tiefe durchdrungen, dass es machmal fast wirkt als ob wir heutzutage in einem Tanzunterricht für Kinder Animation betreiben.

Doch was wäre wenn Du mit mir zurück zum Ursprung gehst und dann auf einmal feststellst, dass die Tanzpädagogik für Kinder vor 100 Jahren schon sehr weit war, an wertschätzender und kindgerechter Tanzpädagogik. Hätte ich vor 15 Jahren die Inhalte von Jenny schon gewußt, hätte mir dass meinen Tanzunterricht wahnsinnig erleichtert.

Alles Liebe Dir

Deine Stefi

 

PS: Du möchtest eine noch bessere Tanzpädagogin werden?

Dann schau Dir gerne den Videokurs Pionierinnen des Kindertanz – Jenny Gertz an. Dieser Kurs ist Dein Schlüssel wenn Du Dich tanzpädagogisch weiterentwickeln willst oder anfangen möchtest Kinder im Tanz zu unterrichten.

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